Arbeit 4.0 – Beschäftigung im digitalen Wandel
von KAB-Bamberg in Allgemein AN 8. Juli 2016
Der digitale Wandel der letzten Jahrzehnte verändert zunehmend unser Berufsleben. Ohne Computer und Internet steht die Arbeit heute in vielen Betrieben still. Handwerker fertigen mit digitaler Hilfe Möbel oder Autoteile, Architekten erstellen in Windeseile Baupläne, wo sie vorher aufwendige Zeichnungen anfertigen mussten. Mitarbeiter sind über die sozialen Netzwerke miteinander verbunden, digitale Programme erleichtern Arbeitsabläufe und Absprachen untereinander. Arbeitnehmer können sich auf wesentliche Aufgaben konzentrieren und sind beispielsweise nicht mehr mit Verwaltungsaufgaben überlastet.
Neue Technologien führen auch dazu, dass Arbeitnehmer flexibler und unabhängig vom Aufenthaltsort arbeiten können. Dank E-Mail, Messenger und Home Office sind sie schnell erreichbar und untereinander vernetzt. Gleichzeitig spielt das Thema Datenschutz bei vielen Unternehmen und Betriebsräten eine immer größere Rolle. Darüber hinaus schafft die Digitalisierung der Arbeitswelt neue Arbeitsplätze und bisher unbekannte Berufe. Social Media Manager, Online Redakteure oder Informatiker etwa sind Berufe mit Zukunft, die es vor einigen Jahren noch nicht gab.
Risiken der digitalen Arbeitswelt
Bei allen Vorteilen, die die Digitalisierung der Arbeit den Mitarbeitern bieten kann, zeichnen sich auch zahlreiche Risiken ab:
Abwertung menschlicher Arbeit
Intelligente Software macht menschliche Arbeit in einigen Bereichen überflüssig oder wertet sie finanziell ab. Wir bestellen uns Kleidung im Internet, lernen Sprachen auf dem Smartphone oder nutzen Online Banking. Berufe wie der des Verkäufers, Texters, Sprachlehrers oder Bankangestellten verlieren an gesellschaftlicher und sozialer Bedeutung. So vermitteln Internetplattformen Dienstleister oder Handwerker mittlerweile zu Niedrigpreisen.
Zwar können gerade Selbstständige und Freiberufler über das Internet und entsprechende Vermittlungsplattformen leicht Auftraggeber und Projekte finden. Zahlreiche dieser Freiberufler haben aber keinen Zugang mehr zu sozialen Sicherungssystemen, wenn sie sich auf selbstständiger Basis von Auftrag zu Auftrag hangeln müssen. Außerdem können sie ihre Preise nicht selbst mit dem Auftraggeber verhandeln. Die Folge: Gute Arbeit wird weniger gut bezahlt. Freiberufler müssen daher vermehrt Aufträge bearbeiten und viel Zeit investieren, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können.
Stressbedingte Erkrankungen nehmen durch digitale Erreichbarkeit zu
Arbeitnehmer, die ständig erreichbar sind und immer neue Aufgaben übernehmen müssen, leiden nicht selten unter einer steigenden Arbeitsbelastung. Die Folge sind zunehmende stressbedingte Erkrankungen wie Burn-Out oder Depressionen. Viele Menschen können durch den steigenden Druck nicht mehr von der Arbeit abschalten und denken auch in ihrer Freizeit nur noch an den Job. Das verdeutlicht auch die aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung zum Thema Stress am Arbeitsplatz. Demnach leidet mittlerweile jeder dritte Arbeitnehmer in Deutschland unter berufsbedingtem Stress.
Datenschutz am Arbeitsplatz
Nicht erst seit den Enthüllungen von Edward Snowden spielt das Thema Datenschutz auch in der digitalisierten Arbeitswelt eine große Rolle. Arbeitnehmer müssen sich darauf verlassen können, dass ihre Daten sicher sind. Arbeitgeber erwarten von ihren Mitarbeitern, dass sie keine Firmeninterna weitergeben und wollen ihre Daten gegen die Konkurrenz schützen. In Zeiten der Digitalisierung wird dies jedoch immer komplexer. Viele Firmen legen großen Wert auf dieses Thema und bieten ihren Mitarbeitern entsprechende Weiterbildungen an.
Der gläserne Arbeitnehmer?
Wer in den sozialen Netzwerken, sei es auf Xing, Twitter oder Facebook, Informationen über sich Preis gibt, macht sich unter Umständen zum gläsernen Arbeitnehmer. Im schlimmsten Fall kann er sogar seinem beruflichen Erfolg schaden. Nicht selten nutzen Firmen mittlerweile gezielt die persönlichen Profile ihrer Mitarbeiter, um sich über diese zu informieren und Erkundigungen einzuholen. Gerade im Internet ist Vorsicht geboten, wie sich der Arbeitnehmer darstellt. Postet er trotz Krankmeldung Bilder vom Badeausflug oder zieht gar öffentlich über den Arbeitgeber her, kann das ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen.
Die Zukunft der digitalen Arbeitswelt
In Zukunft vereinfacht die Digitalisierung Arbeitsabläufe aller Voraussicht nach noch weiter und löst den Menschen in vielen Bereichen als Arbeitskraft ab. Menschliche Arbeit konzentriert sich dann auf Bereiche, die menschliche Intelligenz und Kreativität erfordern. Die Digitalisierung der Arbeitswelt eröffnet zahlreiche Möglichkeiten, um Arbeit flexibler zu gestalten und Mitarbeitern eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Arbeitgeber und Arbeitnehmer müssen allerdings auch lernen, mit den neuen Möglichkeiten und der Verantwortung sinnvoll umzugehen. Zu diesem Ergebnis kommt auch Prof. Dr. Bauer, Leiter des Forschungsprojektes „Office21“ des Fraunhofer Institutes. Gleichzeitig bietet er auch eine Lösung:
„Damit diese Flexibilität für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht zur Belastung wird, braucht es achtsame Führung durch das Management und viel Eigenverantwortung beim Einzelnen. Wir müssen einfach lernen, Smartphones und Notebooks auch auszuschalten.“
Von der Homepage „Bildungsexperten – netzwerk“
2 Kommentare
Dr. Siegfried Ecker 8 JAHREN AGO
Wer sich intensiver mit der Problematik beschäftigen will, dem empfehle ich, diesen link zu nutzen: http://www.muenchner-kirchennachrichten.de/sendungen/ganze-sendungen/article/arbeit-40.html
Susanne Ehrenspeck 8 JAHREN AGO
Meines Erachtens nach wird zu wenig darüber nachgedacht, was ist, wenn der PC ausfällt. Schon vor ca. 30 Jahren an der Berufsschule beim Unterricht für angehende Rechtsanwaltsgehilfinnen konnte ich sehen, dass diejenigen, die in der Kanzlei mit einem Computer arbeiteten, nicht mehr in der Lage waren z. B. selbständig einen Zwangsvollstreckungsauftrag auszufüllen inkl. Zinsberechnung, denn das machte ja jetzt der Computer. Ich befürchte, dass viele Fähigkeiten verloren gehen, wenn alles der Digitalisierung überlassen wird. Man denke an Menschen, die per Navi, dennoch im Wald landen, weil sie verlernen, ihr Gehirn, den besten Computer der Welt (wenn er denn genutzt wird) zu nutzen. Bei der ganzen Digitalisierung alles muss schnell schnell gehen, geht auch viel an persönlicher Kommunikation, an Sprechen miteinander verloren.