Manfred Kemmerth, langjähriger KAB-Aktivist, hielt in Forchheim ein Grußwort für die KAB - lesen Sie hier den Wortlaut:
"Das Motto des DGB lautet dieses Jahr – „Ungebrochen Solidarisch“. Die Katholische Arbeitnehmer Bewegung geht mit an der Seite der DGB Gewerkschaften, um sich für eine bessere Arbeitswelt einzusetzen.
Über Geld – das ist eine wichtige Erkenntnis – werden in unserer Gesellschaft Lebenschancen verteilt. Beim Thema „Gerechter Lohn“ geht es folglich nie nur ums Geld, sondern stets um die Verteilung von Lebenschancen, um einen Mehrwert an Leben. Es geht:
- um Gesundheit
- um Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
- um persönliche Entfaltungsmöglichkeiten
- um den sozialen Status der Familie
- um die Zukunft der Kinder
- um den subjektiven Selbstwert
- um gesellschaftliche Wertschätzung
- um die Lebensqualität in unserer Gesellschaft
Niedrige Löhne und eine unzureichende Altersversorgung, die auf Dauer ganze Schichten in die Armut treiben, sind somit ein Angriff auf die menschliche Würde.
Der Mindestlohn ist noch lange kein gerechter Lohn, sondern ein Sicherungsnetz nach unten, um den freien Fall in die Verarmung und damit in die gesellschaftliche Entwürdigung zu stoppen.
Die KAB setzt sich für einen fairen Lohn ein, der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auch im Alter mit einer auskömmlichen Rente leben lässt. Deshalb fordern wir eine deutliche Anhebung des Mindestlohnes. Das ist auch eine gegebene Rechtfertigung zum derzeitigen Inflationsgeschehen.
Die KAB beschäftigt sich auch mit dem Thema Pflege und Gesundheit. Wo steht eigentlich geschrieben, dass im Gesundheitswesen Gewinne gemacht werden müssen? Warum muss es marktförmig ausgerichtet sein? Die Privatisierung, die einstmals als Lösung für die Zukunft ausgegeben wurde, ist zum eigentlichen Problem geworden. Wir brauchen keine marktkonformen Krankenhäuser, sondern Patientengerechte.
Gewinne und Renditen haben hier und in den Pflegeheimen nichts verloren. Eine Krankenhausreform soll nicht systemrelevant sein, sondern sollte Patientenrelevant sein. Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen.
Für alle Berufsgruppen im Krankenhaus und Pflegeheime sind endlich wieder lukrative Arbeitsbedingungen zu schaffen.
Ein Großteil der Gesellschaft zeigt sich zum Thema Klimakrise aufgrund des Klimawandels besorgt. Die Ausmaße der drohenden Gefahren übersteigen derzeit womöglich das menschliche Vorstellungsvermögen.
Wasser - um nur einen Punkt aus diesem Thema anzusprechen - ist die grundlegende Voraussetzung für alles Leben auf der Erde. Es ist unverzichtbarer Bestandteil des Naturhaushaltes. Viele Menschen haben schon heute keine Möglichkeit, an Wasser zum Leben zu kommen, Flüsse trocknen aus und Seen werden zu Tümpel. Und wir können davon ausgehen, dass es im Bedarfsfall keinen Moses geben wird, der an den Felsen klopft und Wasser sprudelt hervor.
Obwohl der Zugang zu Wasser ein Menschenrecht darstellt, kommt es weltweit dazu, dass Firmen Wasser privatisieren wollen und es gewinnbringend vermarkten wollen. Und hier liegt die Gefahr eines Konfliktpotenziales. Hier müssen wir wachsam sein, dass unsere Politiker nicht vor falschen Versprechungen einknicken. Unverständlich, dass im bayerischen Landtag von der CSU ein wohlwollender Gesetzesvorschlag diesbezüglich bereits auf der Tagesordnung stand jedoch, Gottseidank und warum auch immer, wieder gestrichen wurde.
Sonntag muss Sonntag bleiben, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Der Sonntag verkörpert traditionell die Freiheit des Menschen von einer rein ökonomisch orientierten Lebensweise. An diesem Tag steht einmal nicht im Vordergrund, was ein Mensch leistet. Vielmehr geht es um das, was jeder zu einem Leben für sich und in der Gemeinschaft mit anderen benötigt. Deshalb kämpft die KAB unerlässlich bundesweit auch gegen Verkaufsoffene Sonntage. Die immer wieder hervorgeholten Argumente in den Städten muss Kaufkraft gebunden werden, werden nicht glaubwürdiger, auch wenn sie alle Jahre erneut auf den Tisch gebracht werden. Hier in Forchheim wurde Kaufkraft in den Süden und nach außen verlagert. Den Ausgleich sollen verkaufsoffene Sonntage bringen, unterstützt und betrieben besonders von der Christlichen Stadtratsfraktion. Längere Samstage, Einkaufsnächte und attraktive Begleitprogramme wären wahrlich die bessere Alternative.
Gute Arbeit und eine gute Altersversorgung sind die Messlatte für gutes Leben gerade in einem Wohlstandsstaat. Die Staatliche Sozialpolitik muss so ausgerichtet werden, dass alle Menschen mit einer gerechten Altersversorgung, mit einem guten Einkommen- im Alter und- bei Erwerbsminderung leben können.
Die Sorgen um die soziale Polarisierung unserer Gesellschaft wachsen. Die zunehmende Ungleichheit bei Bildungschancen und Gesundheit, die fehlende Generationengerechtigkeit beim Klimaschutz und nun eine hohe Inflation könnten einen immer größeren Keil in die Gesellschaft treiben.
Deshalb appelliere ich an alle Verantwortlichen in Regierung, Opposition und demokratische Parteien: Populismus, Panikmache und Machtgehabe mit Blick auf anstehende Wahlen dürfen in dieser krisengebeutelten Zeit keinen Platz bekommen.
Dass Berlin, wie behauptet wird, den Freistaat deindustrialisieren wolle, dass die Grünen das Land und seine Wirtschaft zerstören wollen und dass sie schuld seien an der Energiekriese in Bayern, lässt sich kaum belegen.
Auch deshalb bin ich der Meinung: Ein zielgerichtetes Miteinander für die Gesellschaft für die Bürger in unserem Land sollte in unserer Demokratie für alle in Verantwortung stehenden das Maß aller Dinge sein.
Ich danke für die Aufmerksamkeit."
Manuela Mähringer, KAB Verbands- und Rechtsreferentin, hielt in Kronach mit einem Impuls die Fahne für die KAB hoch:
"Der 1. Mai ist Tag der Arbeiterbewegung. Damit ist er Tag einer politischen Bewegung, Tag eines politischen Kampfes. Mit diesem Kampf für Arbeiterrechte und soziale Gerechtigkeit verbinden die meisten in erster Linie Kundgebungen in der Öffentlichkeit, Präsenz auf der Straße und politische Aufrufe. Wir von der KAB haben uns dafür entschieden, den Tag der Arbeit auch in den Gottesdienst zu bringen. Ganz bewusst haben wir nicht die Straße, sondern das Gotteshaus gewählt.
Warum, können wir uns also fragen, sollen wir das Politische in die Kirche hinein holen?
Eine Antwort auf diese Frage gibt uns die katholische Soziallehre, für die wir als KAB einstehen. Arbeit ist ein wichtiger Teil unseres Menschseins, Arbeit festigt und erhält die Gemeinschaft. In der Arbeit erweisen wir uns als solidarisch mit unseren Mitmenschen. Aber Solidarität bedeutet auch Solidarität mit denen, die nicht oder nicht mehr arbeiten können. Das ist ein ganz wichtiger Teil der kath. Soziallehre. Auch unser Papst Franziskus betont immer wieder den Wert und die Würde der Arbeit. So zum Beispiel, wenn er – bei einer Audienz für Gewerkschaften (am 19. Dez 2022) – sagt:
„Arbeiten erlaubt dem Menschen, sich selbst zu verwirklichen, soziale Freundschaften zu pflegen und die Welt zu verbessern. Wir leben in einer Epoche, die – trotz der technologischen Fortschritte – die Erwartungen teilweise enttäuscht hat, was Gerechtigkeit in der Arbeitswelt betrifft. Dabei gehört Arbeit entscheidend zum Kitt einer Gesellschaft, erst recht in einer Demokratie.“
Das Menschenbild unserer Kirche und unseres christlichen Glaubens, das aus diesen Worten spricht, verpflichtet uns zum Eintreten für den Schutz der Arbeit. Es verpflichtet uns auch zur Solidarität mit anderen – besonders den Schwächeren in der Gesellschaft.
Der Tag der Arbeit steht deshalb heuer unter dem Motto: Ungebrochen solidarisch!
Solidarität ist neben Subsidiarität, Personalität und Nachhaltigkeit das wichtigste Prinzip der Katholischen Soziallehre. Konkret bedeutet das für die KAB aktuell: existenzsichernder Mindestlohn, ungebrochene Solidarität auch im Alter, sowie Solidarität in den Sozialversicherungen durch Teilhabe.
Diese Themen sind für uns aber nicht nur politische Schlagwörter. Es sind konkrete politische Anliegen. Aber uns ist auch wichtig, zu betonen, dass diese Anliegen sich unmittelbar aus unserem Glauben ableiten. Dass sie zur Aufgabe unserer Kirche, und zu unserem Selbstverständnis als Gläubige gehören. Wir möchten deshalb, zusammen mit den Gewerkschaften und anderen Gruppen, Teil des politischen Kampfes für soziale Gerechtigkeit sein. Aber wir möchten auch als Gläubige zeigen, dass wir politisch sind. Dass wir nicht trennen zwischen politischen Kämpfen und unseren Glaubensinhalten. Dass wir auch nicht so streng trennen zwischen den Mauern des Gotteshauses und der Politik der Straße und der Öffentlichkeit. Wir versuchen, unseren Glauben in der Öffentlichkeit zu leben. Und wir versuchen, auch die sozialen Probleme der Welt in unsere gemeinsame Messfeier zu holen. Wir möchten ungebrochen solidarisch sein – als Christinnen und Christen, als Bürgerinnen und Bürger – als politisch und sozial verantwortliche Gläubige."