Drei katholische Verbände – KAB (Kath. Arbeitnehmerbewegung), CAJ (Christliche Arbeiterjugend), BDKJ (Bund der Deutschen Kath. Jugend) - haben am Sonntag, den 14. Januar, zu einem Gottesdienst mit dem Thema „Bewahrung der Schöpfung“ eingeladen. Trotz oder gerade wegen der eisigen Temperaturen in der unbeheizten Kirche St. Elisabeth im Sand in Bamberg war die Kirche gut gefüllt.
Pfarrer Dr. Dieter Jung, geistlicher Begleiter der CAJ und Hauptzelebrant, begrüßte die Anwesenden und verwies darauf, sich in die ausgelegten Decken einzukuscheln. Vielen ist Kirche zu kalt, zu weltfremd, zu wenig „hyggelig“. Viele erleben gleichzeitig auch soziale Kälte. Erhitzte Gemüter gibt es dagegen beim Thema Schöpfungsverantwortung und Klimakrise.
In einem eindrücklichen Dialog zwischen Stefan Huber (KAB) und Pfarrer Jung wurde im Gottesdienst das Evangelium (Lk 12,15-21) veranschaulicht. Pfarrer Jung stieg humoristisch ein - mit einem Zitat des Schriftstellers Mark Twain: „Gott hat den Menschen erschaffen, weil er vom Affen enttäuscht war. Danach hat er auf Experimente verzichtet.“
Der Dialog, der sich daraufhin entspann, handelte von der Gottesebenbildlichkeit des Menschen und damit seiner besonderen Verantwortung für die Schöpfung. Wie Stefan Huber betonte, gehe es im Schöpfungsakt um ein In-die-Schranken-Weisen des Chaos, der bösen, finsteren, lebensfeindlichen Kräfte, zugunsten des Lebens. Er warf daraufhin die Frage in den Raum, welche Rolle dem Menschen - welche Rolle uns - in dieser Schöpfung zukomme. Pfarrer Jung griff den aus der Lesung aus dem Buch Genesis (Genesis/1. Mose 2,4b-9.15 – HFA) bekannten Auftrag heraus, wonach der Mensch sich die Erde Untertan machen und sie bearbeiten solle.
Viele Menschen - auch christliche Gläubige - haben dies als einen Auftrag zur Unterwerfung und gewaltsamen Beherrschung der Natur gedeutet und damit den ausbeuterischen Umgang mit der Erde und ihren Ressourcen gerechtfertigt. Pfarrer Jung machte deutlich, dass dieser sogenannte „Herrschaftsauftrag“ eigentlich als ein „Schöpfungsauftrag“ verstanden müsse. Der Mensch müsse, ähnlich wie Gott bei seinem ersten Schöpfungsakt, bewirken, dass Chaos und böse Kräfte in die Schranken gewiesen werden. Ihm komme die Verantwortung zu, das Gute und die Bedingungen für fruchtbares Leben auch für zukünftige Generationen zu erhalten.
Über die Erde herrschen, bedeute also nicht, die Erde auszubeuten - und dabei verwies Pfarrer Jung auch auf die Umweltenzyklika Laudato si von Papst Franziskus - sondern die ausbeuterischen und zerstörerischen Kräfte in die Schranken zu weisen, wie es Gott im Schöpfungsakt getan habe. Pfarrer Jung verglich die heutigen Menschen, die sich nicht einschränken wollen und nach immer mehr Luxus streben, mit dem „törichten Narren“ aus dem Evangelium.
Statt immer mehr Wirtschaftswachstum haben zu wollen, empfahl Pfarrer Jung, sollten wir qualitativ wachsen, indem wir mehr Lebensqualität für alle schaffen. Stefan Huber stellte fest, dass wir, so paradox es auch klingen mag, gemeinsam mehr davon haben, wenn wir als einzelne dem „Immer Mehr“ Grenzen setzen.
Die beiden schlossen mit einem Plädoyer, die uns gegebenen Fähigkeiten im Sinne unseres Auftrags zu nutzen - zu sehen, zu urteilen, und zu handeln für eine nachhaltigere und bessere Welt.
Die anschließenden Fürbitten wurden gestaltet und vorgetragen von Georg Gremer (KAB), Andy Weick (BDKJ) und Dominik Schrepfer (CAJ).
Nach dem Segen gab es einen kräftigen Applaus der Besucher und dann zum Aufwärmen einen heißen Glühwein, der von allen dankbar entgegengenommen wurde. In erwärmter Atmosphäre tauschte man sich aus und konnte sich auf einer Informationstafel über die Arbeit der jeweiligen Verbände informieren.
Die Idee zu diesem gemeinsamen Gottesdienst entstand nämlich im Zuge der Treffen einer Aktivistengruppe „KAB als Kirche in der Gesellschaft“ des KAB Diözesanverband Bamberg. Um das neu entstandene Zukunftskonzept der KAB mitzutragen, fanden sich im Herbst 2022 engagierte Mitglieder aus dem gesamten Diözesanverband in Arbeitsgruppen zu Kernthemen der KAB zusammen. Zu diesen Themen zählen „Sonntagsschutz“, „Arbeitswelt und faire Löhne“, „Rente“, „Gesundheit“, „Nachhaltigkeit“, „Öffentlichkeitsarbeit“, „Drittmittel“ und eben auch die Arbeitsgruppe „KAB als Kirche in der Gesellschaft“, welche als sog. „Task-Force-Strategie“ fungiert.
Den Vertrauensverlust der katholischen Kirche spürt natürlich auch ein katholischer Verband wie die KAB. Deshalb ist eine Vernetzung umso wichtiger, allen voran mit jungen Leuten. Unter anderem ist die AG zur Erkenntnis gekommen, dass junge Menschen nicht mehr aus Gewohnheit oder Brauch in die Kirche kommen, sondern bewusst angesprochen werden müssen - mit Themen, die sie bewegen, auch mit politischen Themen. Ein solches Thema ist die Klimakrise und die damit verbundene Klimagerechtigkeit. Wir sitzen alle im gleichen Boot, es gibt nur eine Erde. Deshalb ist die Aktivistengruppe auf die Idee gekommen, die Generationen zusammenzubringen, und auch junge Menschen in die Kirche zu locken, indem sie zu Themengottesdiensten einlädt.
Der Gottesdienst zum Thema „Bewahrung der Schöpfung“ war ein erstes Ergebnis dieser von der Aktivistengruppe entwickelten Idee. Man kann nur hoffen, dass viele weitere Ideen verwirklicht und noch mehr Menschen aller Altersgruppen angesprochen werden.
Januar 2024